Postagenturen

Geradezu aberwitzige Ergebnisse brachte eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW bei ausgegliederten Postagenturen: Die Einzelhändler scheiterten kläglich bei einer Waren- und einer Büchersendung – nicht einer brachte die beiden Sendungen korrekt auf den Weg.

Wer heute ein Päckchen aufgeben oder ein Einschreiben verschicken will, der geht zumeist zum Kiosk, ins Sonnenstudio oder in die Änderungsschneiderei. Denn die Deutsche Post AG lagert alle eigenen Postschalter bis Ende des Jahres aus – die meisten davon als Agenturen im Einzelhandel. Was das für Kunden der so genannten „Partnerfilialen“ bedeutet, von denen es inzwischen 14.000 gibt, sollte eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW zeigen. Dazu besuchten Tester 21 Postagenturen in NRW, die Sendungen annehmen und Kunden beraten sollen. Nicht dabei waren Finanzcenter der Postbank sowie reine so genannte „Verkaufspunkte“. Die keineswegs titanische Herausforderung: den günstigsten Tarif nennen für einen rund 430 Gramm leichten Pullover sowie einen 655 Gramm schweren Atlas.

Die Antwort ist schlicht: Nach den gültigen Beförderungs-Tarifen der Deutschen Post AG darf der Pullover in eine Maxi-Warensendung (bis 500 Gramm) für 1,65 Euro gestopft werden, für den Atlas wiederum reicht die Maxi-Büchersendung (500 bis 1000 Gramm) für 1,40 Euro. Wichtig dabei: Waren- und Büchersendungen müssen grundsätzlich in einer offenen Umhüllung eingeliefert werden und die entsprechende Aufschrift oberhalb der Anschrift tragen. So weit, so klar – allerdings nicht für die Partner auf dem Post-Parkett…

„Klein zusammenfalten und in einen Briefumschlag stecken.“
Nicht einer brachte die beiden Sendungen korrekt auf den Weg. So riefen etwa die Lotto-, Copy- und Schreibwaren-Shops wild fast die gesamte Produktpalette auf: von Brief, Groß- und Maxibrief über Buch- und Warensendung bis hin zum teuren Päckchen. Eher vage blieb ein T-Shirt-Laden: „Je nachdem, wo es rein passt.“ Konkreter, wenn auch nicht hilfreicher war der Pullover-Tipp: „Klein zusammenfalten und in einen Briefumschlag stecken.“ In die Rubrik „Auch das noch!“ passte wiederum der Vorschlag, einfach die benötigten Seiten aus dem Atlas zu reißen und als Brief zu verschicken. Jeder Sechsjährige dürfte seine Kinder-Post professioneller führen.

So absurd wie viele Produktvorschläge waren oftmals auch die Preisauskünfte. 4,10 Euro oder auch „Vier Euro noch was“ für ein Päckchen empfahl jeder dritte Teilzeit-Postler: Stolze 2,70, bzw. 2,45 Euro mehr als für die Verschickung nötig war. Spätestens da wurde aus dem fast kabarettreifen Unfug ein Kunden-Ärgernis. Immer wieder wurden obendrein Tarife und die dazugehörigen Preise verwechselt oder gar neu erfunden. In dieser Disziplin glänzten zumeist auch die wenigen Shops, die immerhin die richtige Versandart nannten. Beispiel dafür: die Warensendung für 1,40 Euro (korrekt: 1,65 Euro). Nur scheinbar als kundenfreundlich zu bewerten sind weitere merkwürdige Schnäppchen-Vorschläge wie etwa die Warensendung für 70 Cent, die den Pullover transportieren sollte. Denn 70 Cent reichen gerade mal für 50 Gramm leichte Waren. Unterfrankierung straft die Post mit Nichtbeförderung sowie erhöhtem Entgelt und Nachporto für den Empfänger.

Lieber selber nachschauen
Apropos Service : Keiner der Befragten hielt es für nötig, Kleidungsstück und Buch auf die Waage zu legen – obwohl beide gewichtsmäßig dicht an preislich unterschiedlichen Tarifen grenzten. Ein Verkäufer in einem Tabakgeschäft riet lapidar, „selbst zu wiegen“. Auch auf die Idee, den Post-Computer oder die Hotline der Post zu befragen, kam in der Stichprobe der Verbraucherzentrale kein Verkäufer. Das miese Ergebnis lässt deshalb nur eine Kunden-Empfehlung zu: Wer nicht weiß, wie etwas verschickt werden muss, sollte selbst in einer Preis-Broschüre der Post nachschauen. So sahen es offenbar auch drei Post-Shop-Betreiber, die den Testkunden am Ende der Beratung das Porto-Heftchen zum Selbststudium in die Hand drückten.

Quelle:VBZ NRW